WMDEDGT 10/2018

Ihr Lieben ❤

Wenn ich euch erzähle, was ich heute gemacht habt, dann… ach, ihr werdet es mir ja doch nicht glauben.

Deshalb fange ich einfach mal an.

Mein Morgen beginnt gegen kurz nach 8.
Das Surren der Klimaanlage und meine kalten Füsse wecken mich.
Vor dem Fenster höre ich den Müllaster aufheulen: die Palmwedel rauschen im Wind.
Ich schlage die Augen auf und fühle eine bleierne Traurigkeit.

Heute ist unser letzter Urlaubstag in Florida.
Abreisetag.
Herzschmerztag.

Wir haben, ohne hier etwas davon zu verraten, in den letzten 3 Wochen nämlich Urlaub gemacht.
Und das hat gleich zwei Gründe.
Also, dass wir nichts verraten haben.
Das wir Urlaub gemacht haben, hat etwa 2 Millionen Gründe. ?

Wir haben nichts verraten, weil wir uns bewusst eine Auszeit nehmen wollten.
Nicht jeden Abend am Blog schreiben, noch eben bei Instagram ein Bild hochladen… einfach nur wir.
Familie.
Auszeit.
Ruhe.
Ein paar wenige Blogposts hatte ich vorbereitet und sporadisch habe ich auch vorbeigeschaut und vereinzelt Kommentare beantwortet.
Aber ich, deren zweiter Vorname “die, die nicht abschalten kann” lautet, brauchte keine zusätzlichen To-Dos.
Blogreduzierter Urlaub quasi.
Ich hoffe, ihr seht es mir nach. ?

Der zweite Grund ist ganz simpel:
Furchtbare Angst vor Einbrechern. (Obwohl es bei uns eh nichts zu holen gibt… hört ihr, ihr Einbrecher???)
Ich hab keinen Bock darauf, dass mir einer die Bude ausräumt, während ich meinen Instagram Kanal mit Palmenbildern und dem Hashtag #bindannmal3wochenwegschlüsselsteckt versehe.

Ich werde euch in den nächsten Wochen natürlich jede noch so klitzekleine Kleinigkeit aus dem Urlaub berichten.
Wahrscheinlich seid ihr anschliessend so genervt von all den Palmenbildern, dass ihr erstmal eine Runde Holz hacken gehen müsst. ?

Mein Morgen begann also mit Wehmut.
Jedes Jahr, wenn wir Florida verlassen (und wer mir schon länger folgt weiss, dass wir Floridamaniacs sind ?) weine ich am Abreisetag bittere Tränen.
Darum, dass ich unser “second home” schon wieder verlassen muss.
Darum, dass die Sorglosigkeit der letzten Wochen nun vorbei ist.
Wäre ich doch nur Millionärin…hach, dann würde ich sofort auswandern.

Wir frühstücken Reste aus unserem Kühlschrank.
Ich schmiere mir -wie jeden Morgen ?- einen Burgerbun bestrichen mit Veggie Ranch Dip, minced garlic, Guacamole und Hamburger Dill Chips. Das ganze natürlich mit Käse überbacken.
Meine Waage zu Hause werde ich in den nächsten Wochen übrigens nicht anschauen.
No fucking way.

Anschliessend gehen wir nochmal an den Strand und “verabschieden” uns mit einem Sprung ins Meer.
Mein Mann baut eine letzte Sandburg.
Das Babymädchen zerstört sie ein letztes Mal.
Sehnsucht.
Wehmut.

Wir duschen uns und stopfen die letzten Klamotten in jede ach so kleine Ritze unseres Gepäckes.
Fragt mich nicht, wie das passieren konnte, aber wir hatten in diesem Jahr ein ernsthaftes Gepäckproblem.
So ernsthaft, dass wir am vorigen Abend noch einmal losfahren mussten, um einen zusätzlichen, 5. Koffer zu kaufen.
Fragt mich wirklich nicht, wie das passieren konnte.
So viel hatten wir gar nicht geshopped.
… Dachte ich zumindest.

Trotz zusätzlichem Gepäckstück muss ich mich aus Gewichtsgründen von meiner Luftmatratze trennen, die mein Mann kaltherzig zugunsten unserer Badesachen rauswirft.
Und dabei war es doch die Gute! ?
Ich wickele sie in eine Plastiktüte und klebe einen Zettel mit meinem Namen und der Notiz “Will be back in 2019” darauf.
Anschliessend lege ich sie in die hinterste Ecke des Wandschranks, unter all den Plüsch und die Tagesdecken und hoffe darauf, dass sie dort nicht gefunden wird.
Falls doch, hoffe ich auf das weiche Herz der älteren Lady, die uns das Appartment immer vermietet.
Langsam würde sich ein Self Storage für uns lohnen, so viel wie wir immer von links nach rechts schleppen.
Memo an mich: Check das mal.
Checked.

Ich habe lange überlegt ob ich dieses Bild hier wohl poste, aber… HELL YEAH. Ihr seid alle Erwachsen und verkraftet das bestimmt. Ausserdem sind wir halt so. Ungeschönt. Und manchmal ganz schön chaotisch. ??

Wir essen Mittag und es fühlt sich an wie eine Henkersmahlzeit.
Es gibt… Reste.
TK Nudeln mit Mais, Möhren und Brokkoli, die man mitsamt der Plastikverpackung in die Mikrowelle schmeisst; kleine Pizza Bites, Mini Corn Dogs und zum Nachtisch Eis mit leckerer Whipped Cream.

Mein Mann fängt an, unser Gepäck runter ins Auto zu schleppen.
Als er damit fertig ist, ist er nassgeschwitzt.
Der Arme.
Ich werde von Minute zu Minute nervöser.
So langsam müssten wir dann mal los.
Unser Flieger startet um 18:25 Uhr in Miami, für den Weg von Fort Lauderdale brauchen wir etwa 1 Stunde.
Wenn wir gut durchkommen.
Es ist mittlerweile kurz nach 14:00 Uhr.

Wir checken nochmal, ob wir auch wirklich alles haben (haben wir) und verabschieden uns bis zum nächsten Jahr von unserer Vermieterin.
Dann tanken wir das Auto nochmal voll und quälen uns durch den zähen Berufsverkehr, der am Freitag offenbar überall auf der Welt gleich schlimm ist, auf zum Miami Airport.

Die Fahrt verläuft weitgehend ereignislos. Ach nee… mir läuft eine Flasche Wasser zwischen den Beinen aus.

Der reguläre Weg wäre es nun, das Auto abzugeben und dann mitsamt Gepäck mit dem Skytrain aus dem Rental Car Center ins Terminal zu fahren.
Nun… ich erwähnte es bereits:
Unser Gepäck war gigantisch.
Zusätzlich zu den 5 Koffern schleppten wir 4 Rucksäcke, 2 Kindersitze sowie eine Tüte (all die Sachen, die nicht mehr in den Rucksack gepasst haben) und meine neu gekaufte Winterjacke (die ebenfalls aus dem Koffer weichen musste). Familie Flodder on Tour.

Also entschieden wir uns dazu, dass mein Mann uns mitsamt Gepäck zunächst am Terminal absetzte.
Das Auto bracht er dann anschliessend alleine ins Rental Car Center und konnte den Weg zurück ins Terminal dann bequem ohne Gepäck zurücklegen.
Guter Plan.
Leider war es mittlerweile schon so spät, dass ich dezente Stresspusteln bekam.
Auf Flügen von oder in die USA wird empfohlen, 3 Stunden vor Abflug beim Check-in zu sein.
Es waren noch 2,5 Stunden und wir hatten noch unseren Mietwagen.
Mit solchen Situationen komme ich ja überhaupt nicht klar.
Stressglocken… Alaaaaarm… wirwerdenallesterben.
Aber mir blieb nichts anderes übrig, als mit den Bergen an Gepäck an Ort und Stelle zu verharren und auf meinen Mann zu warten.
Meinen Fels in der Brandung.
Kein anderer versteht es, in solchen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und mich zu beruhigen.
… By the way: Fehlt eigentlich nur noch, dass jetzt eines der Kinder aufs Klo muss.
Dann würde ich einfach inmitten all der Menschen hier anfangen zu heulen.

Warten im Terminal

 

Nervös wippe ich von einem Bein aufs andere, während ich immer wieder auf die Uhr sehe.
Wahrscheinlich werde ich hinter den Kulissen schon als Terrorverdächtige geahndet.
Bestimmt gibt es an Flughäfen ähnliche Überwachungssysteme wie in den Casinos in Vegas.
Staatsfeindin Nummer 1.
Nein… sie hat bloss Stress.
Und ne Menge Gepäck.
Peace out. ✌

Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt mein Mann wieder.
Nassgeschwitzt, weil er einen Spurt hingelegt hat.
Ich liebe ihn.

Die Karavane setzt sich nun also vollzählig in Richtung Check-in in Bewegung.
Immer mit der Angst im Nacken, dass die Kofferwaage vielleicht doch nicht so richtig angezeigt hat und wir nun 10.000$ Übergepäck bezahlen müssen.
Ich -mittlerweile IN meiner neuen Winterjacke- schwitzte.
Wir geben alle Gepäckstücke nach und nach auf die Waage.
4 Mal Punktlandung, 1x mit 3 zugekniffenen Augen:
4×23 Kilo 1x 24 Kilo von erlaubten 23 Kilo pro Gepäckstück.
Puuuh.
Dann ist die Luftmatratze also nicht umsonst den Luftmatratzentod gestorben.

Wir gehen nochmal auf die Toilette und stellen uns anschliessend an.
Zur Rolltreppe, die zur Security führt.
Mir schwant Böses und ich soll damit recht behalten.
Selten habe ich eine so chaotische Airport Security erlebt wie in Miami.
Alles ist laut, durcheinander und kreuz und quer.
Nicht weniger als eine Dreiviertelstunde warteten wir.
Unsere Habseligkeiten verteilen wir dann auf 10 Plastikwannen (everything seperate please!!!!) – um sie hinterher wieder im Chaos zusammenzusammeln.
Mein Rucksack gefällt ihnen anscheinend nicht, also muss er zur manuellen Durchsuchung.
Hurra.
War nicht ich es, die heute morgen gesagt hatte, dass wir während des Fluges unter keinen Umständen an den Rucksack gehen dürften, weil wir den (ich zitiere) “Im Leben nicht mehr zukriegen”? ?
Schöne Scheisse.

Vor uns eskalierte ein Russe.
Und wenn ich ehrlich bin, zu recht.
Er hat noch 10 Minuten bis zum ABFLUG seiner Maschine und ist mit Frau, Kleinkind und Baby unterwegs.
Auch er wird zur manuellen Überprüfung gebeten.
Sein ganzes Handgepäck ergiesst sich vor den Augen aller Reisenden, während die TSA Mitarbeiterin langsam mit langen Fingern Babynahrung herausprokelt.
Es fallen fertig gemischte Babyflaschen zu Boden, Glitzertaschen, Barbies…
Währenddessen kommt schon eine Repräsentantin der Airline, um der Familie zu helfen und bittet die TSA Mitarbeiterin, die Durchsuchung doch nun langsam zum Ende kommen zu lassen.
Auch die anderen TSA Mitarbeiter raunen ihr zu: “Let him go.”
No.fucking.way.
Als Anwärterin in der Kategorie “Mitarbeiterin des Monats” befragt sie ihn nun ausgiebig zu dem Milchpulver.
Mittlerweile 5 vor Flug wirft er die Tetrapacks in den Mülleimer, worauf er ein “Wo-wo-wo-wo-wooooo!” erntet.
Die Situation droht zu eskalieren.
Ich ebenfalls.
Der Mann tut mir leid.
Das ist Schikane.
Und ausserdem mittlerweile 18:00 Uhr und somit 5 Minuten nach unserem offiziellem Boardingbeginn.
Woooza. ?
Meinen Rucksack durchsucht sie anschliessend ebenfalls.
Zwar nur 2 der insgesamt 5 Fächer und die Kosmetiktasche auch nicht, aber dafür wird auf jedes M&M Tütchen einmal gedrückt.
Done that.

Ich biete mich an, ihn selber wieder einzupacken, was sie dankend annimmt.
Irgendwie bekomme ich sogar alles wieder hinein und anschliessend sogar ZU (!!!!).

Im Schweinsgalopp machen wir uns auf den Weg zu unserem Gate und atmen auf.
Das Boarding ist im vollen Gange.
Als wäre das von Anfang an der Plan gewesen, reihen wir uns ein uns besteigen nur wenige Minuten später das Flugzeug.
Durchgeschwitzt und völlig fertig.

“Tschüss, geliebtes Florida…” raune ich, als das Flugzeug wenig später in Miami abhebt.
“Bis zum nächsten Jahr.
Du wirst mir fehlen….”

… Und was habt ihr so gemacht? Haut es raus, in die Kommentare. ⬇️⬇️⬇️

Ich freue mich ?

Alle Beiträge zu “WMDEDGT” findet ihr übrigens wie immer bei Frau Brüllen.

10 Kommentare

  1. Willkommen zurück! Erst wollte ich ja schreiben, daß du jetzt angeschmollt wirst…
    …das hebe ich mir für einen anderen Moment auf. Denn verstehen kann ich dich schon. Nur ein Rätsel bleibt: Was, zum Teufel, wolltet ihr mit dem Klebeband? (Auf dem Photo, wo du die ausgelaufene Wasserflasche monierst, sieht man es so schön aus der Tasche lugen.) Damit hättet ihr die nervige Mitarbeiterin doch eigentlich mal eben verschnüren können…

    Liebe Grüße!

    1. 😉
      Nein, hier wird nicht geschmollt. 😀

      Hahahahahaha… stimmt, jetzt wo ich mir das Bild nochmal ansehe wirkt das etwas komisch. 😀
      Das Klebeband war für den Sack, in den wir unsere Kindersitze eingewickelt haben. Wir nehmen immer unsere eigenen mit.
      Weil ich so nett war, hab ich die Rolle dann dem netten Mann am Eurowings Schalter in Miami geschenkt. Dafür, dass er mir das 1 Kilo Übergewicht nicht angemahnt hat. 😀

      Ganz liebe Grüße!

      1. Das hat er gut gemacht. 🙂 (Haben Flugzeuge eigentlich ein “Gewichtspuffer”? Für den Fall, das mehr als nur eine Handvoll Passagiere sich etwas mit dem Koffergewicht vertan haben?)

        Ganz liebe Grüße zurück!

        1. Ach guck… hier habe ich ja noch einen Kommentar übersehen. ?
          Also die Spritmenge und die Startgeschwindigkeit werden ja anhand des Gewichts berechnet.
          Dazu zählt das Gepäck und natürlich auch wieviele Menschen an Bord sind.
          Wenn die Maschine nur halb voll ist, muss man natürlich weniger tanken, als wenn jeder Platz besetzt ist.
          Beim Gepäck wird tatsächlich das reelle Gewicht genommen:
          Deswegen schliesst der Check-in ja auch immer eine gewisse Zeit vor Abflug.
          Den Passagieren werden Durchschnittsgewichte zugrunde gelegt:
          Beispielsweise eine Frau wiegt 70 Kilo, ein Mann 90, ein Kind 25, ein Baby 5.
          Wenn die Piloten diese Zahlen dann vom Bodenpersonal übermittelt bekommen haben, berechnen sie anhand dieser Zahlen (und noch vielen anderen Faktoren wie z.B. Wetter) die Spritmenge und geben dem Tanker Bescheid, wieviel Treibstoff benötigt wird.
          Also ist immer alles genau ausgerechnet. ?

          1. Das macht doch nichts! Irgendwann später wäre die Frage – aus gegebenem Anlaß vermutlich *anlach* – sicherlich noch mal aufgekommen. (Mein letzter Flug war 1994, und ganz ehrlich? Damals hatte mich mehr interessiert, möglichst schnell wieder raus zu kommen, da damals noch Rauchen erlaubt war…) Vielen Dank für deine Aufklärung! ? Da steckt ja wieder eine Wissenschaft (oder eher Management?) dahinter, als man vorerst glaubt.

  2. Hallo, oh das hört sich echt nach Stress an!
    Ich war in diesem Jahr das erste mal in den USA New York + Las Vegas und hatte echt Glück mit dem Zoll.
    Hatte zwar auch ausgiebige Kontrollen aber alles sehr zügig und freundlich.
    Und ich kann deine USA Leidenschaft echt gut verstehen!!! Nach diesem ersten Besuch werden definitiv noch einige mehr folgen!

    LG Anke

    1. Huhu!
      Bisher haben wir das auch noch nie so schlimm erlebt.. keine Ahnung, was da in diesem Jahr los war. :-/
      Oh wie schön… Von New York und Las Vegas bin ich auch total begeistert!
      Wir waren 2011 in Vegas und 2012 in New York.
      Wie lange wart ihr da?
      Ich kann Florida sehr empfehlen, falls ihr nächstes Mal etwas anderes in den USA sehen möchtet. 🙂

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