Der Wecker klingelt und eine bleierne Müdigkeit umhüllt mich.
Gestern Abend bin ich zu einer für meine Verhältnisse nachmittaglichen Uhrzeit auf der Couch eingeschlafen:
Es war 21:30 Uhr und gleichzeitig Ende im Gelände.
Der Dezember geht mir trotz seines bisher jungen Alters massiv auf den Zeiger.
Ich bin gefühlt in der Dauer-Rotation und komme momentan gar nicht zum Durchatmen.

Der Blick auf das heutige Tagesprogramm steigert meine Laune nicht merklich:
Die Laufgruppe zur Schule begleiten, Kind Nummer 2 zur KITA bringen, den Haushalt schmeissen, mit der Firma telefonieren, einen Termin beim Fliegerarzt machen, ein Zugticket buchen, Mittagessen kochen, Kind 1 wieder aus der Schule abholen, Hausaufgaben mit Kind 1, zum Orthopäden, von dort aus direkt Kind 2 aus der KITA abholen, von dort aus direkt zum Zumba mit den Kindern.
Und mein Mann hat auch schon angekündigt, heute Abend später zu kommen, weil er nächste Woche für 3 Tage auf Geschäftsreise ist und da schon genug Arbeit liegen bleibt.
Achja, ich wiederum bin -Dienstplanänderung sei Dank- ebenfalls 3 Tage weg und wir klatschen uns direkt ab.
Oh Du besinnliche Vorweihnachtszeit.

Ich stehe auf und bin wie immer schlecht gelaunt.
Wenn es nach mir gehen würde, wäre bei uns im Hause ein generelles Sprechverbot vor 9:00 Uhr morgens.
Bittesehrdankeschön.
Ich wecke die Kinder.
Sie haben ebenfalls massiv schlechte Laune, die sie geballt an mir auslassen.
Das wiederum lässt mein eh schon Parterre wohnendes Gemüt ins 10. Tiefgaragenparkdeck sinken.
Ja, es ist wirklich harmonisch bei uns um 06:30 Uhr.

Ich flechte Zöpfe, wiederhole in monotoner Endlosschleife: “MACHTEUCHBITTEFERTIG” und lasse 700 Gehirnzellen noch vor dem ersten Schluck Kaffee.
Die beiden Plündern ihren Adventskalender, was die Laune zumindest kurzfristig etwas erhellt.
Die Laune der Kinder; meine ist nachhaltig im Arsch.


Nachdem das große Schulkind gefrühstückt hat, spurten wir nach draussen zum Treffpunkt der Laufgruppe – natürlich mit einigen Minuten Verzögerung.
Ich spüre ihn in meinem Nacken; den Atem der Super-Muttis.

Wir laufen los.
Ich und das Babymädchen mit unseren Fahrrädern, die wir neben uns herschieben, damit wir den Rückweg schneller hinter uns bringen.


Es sind Minus 1000 Grad und uns friert der Schnodder an der Nase fest, wie man hier so schön sagt .
(Stimmt gar nicht, so sprechen wir überhaupt nicht. Nur Ich. Hört sich aber irgendwie bisschen asi an. Und wer will schon asi sein? Also reisse ich sie einfach mit, meine Mitmenschen.)
Ich darf mich von einem 6-jährigen Belehren lassen, dass ich doch einen Fahrradhelm zu trägen hätte.
Ich frage ihn, ob seine Mama denn Helm trägt.
Er sagt nichts mehr.

Irgendwann vermischt sich unsere Laufgruppe mit 10 anderen Kindern und ich bin permanent am Durchzählen, um meine Schäfchen nicht aus den Augen zu verlieren.
Ich werde demnächst Einheitskleidung für unsere Gruppe vorschlagen.
Am Besten in Neonfarben.

Wir liefern die tiefgefrorenen Kinder in der Schule ab und radeln anschliessend zurück nach Hause.
Beim Fahrrad-in-den-Schuppen-stellen macht es einmal “Knchhhhhrrrr” und ein stechender Schmerz fährt durch meinen Rücken.
Ich kann nur noch gebückt und unter lautem Fluchen zur Haustür laufen.
Zum Glück habe ich heute einen Termin beim Orthopäden. -_-
Dem Babymädchen und mir ist so kalt, dass wir uns erstmal mit einem Kaffee, respektive einem heissen Kakao und einer dicken Decke auf die Couch legen.
Wir lesen ELMAR und kuscheln.

Ich bin so müde, ich könnte glatt nochmal wegpennen.
Das Babymädchen ist aber massiv ungemütlich und möchte jetzt “BITTE ZUR KITA FAHREN, MAMA!”.
Das ist der Dank für die schmerzvolle Geburt?
NICHT MAL KUSCHELN IST DRIN????

Ich bringe sie zur KITA und hotte durch mein Vormittagsprogramm.
Ich bin massiv gestresst.
Nach einem gefühlten Augenblick muss ich mich schon wieder aufs Rad schwingen und die Große aus der Schule abholen.

Sie isst Mittag und macht ihre Hausaufgaben.
Zwischendurch formen wir noch ein paar Puddingkipferl – ich komme zur Zeit gar nicht hinterher mit der Weihnachtsbäckerei.


Anschliessend machen wir uns direkt auf den Weg zum Orthopäden.
Weil wegen Rücken und so.
Meinem Rücken.
Meinem Kackablödenscheiss-Rücken, der mir seit Ewigkeiten nichts als Scherereien bereitet.

Der Orthopäde nimmt sich zuerst meinem heute früh frisch lädierten unterem Rücken an.
Er nimmt mich in den Schwitzkasten und legt sich auf mich.
Mein Rücken macht: “KRCHHHHHHHH”.
Ich mache: “FUUUUUCK”
Er lacht.
Ich nicht.

Mit einer Verordnung für die Physiotherapie verlasse ich die heiligen Hallen anschliessend wieder.
Humpelnd, aber immerhin aufrecht.

Unerwartet ging das alles sehr schnell, so dass wir nocheinmal nach Hause fahren können, bevor wir das Babymädchen aus der KITA abholen müssen.
Das Tochterkind wird verdonnert, ihr Zimmer aufzuräumen und ich verdonnere mich selber dazu, das Schlachtfeld namens Küche zu sortieren.
Ich stelle einen “Aufräum”-Wecker.
Wenn der klingelt, ist man nämlich von allen Aufräum-arbeiten befreit und darf sich eine kleine Auszeit nehmen.
Das große Kind entscheidet sich für eine Folge “Powerpuff Girls” und ich lasse mir einen schnellen Kaffee durchlaufen.
Irgendwer hat zwischenzeitlich an den Puddingkipferln genascht.
Ich habe da so einen Verdacht…

15 Minuten später sitzen wir schon wieder im Auto.
Wir holen zuerst das Babymädchen ab und fahren anschliessend direkt zum Kinder-Zumba.
Während die Mädels ihre Hüften kreisen, mache ich was für meine Mukkis.
#hulk2024

Falls ihr euch fragt, was für ein Tag heute ist…
SO EIN TAG IST HEUTE!

Anschliessend hotten wir nach Hause, duschen uns und werfen uns direkt in unsere Schlafanzüge.
Und natürlich klingelt kurz darauf der Nachbar bei uns, um sein Paket abzuholen.
Vor dem Öffnen der Tür rufe ich:
“Du darfst mich nicht angucken, ich habe schon einen Schlafanzug an!”

Er hält sich die Augen zu und nimmt sein Paket entgegen.
Guter Nachbar.

Ich schneide im Hoppi-Galoppi-Gang das Gemüse für das Abendessen, während die Kinder mich alle 10 Sekunden nach Schuhputzzeug für ihre Stiefel fragen.
Ich stehe kurz vor der Kernschmelze.

Ich gewinne die große Maus schliesslich zum Paprikaschneiden.
Dabei trifft sie mich mal wieder mit ihrer unglaublichen Sänfte.
Ich sage:
“Guck mal, da wächst eine Baby-Paprika in der grossen Paprika!”
Die Maus sagt:
“Oh nein, Mama, wie traurig. Dann stirbt sie schon, bevor sie überhaupt auf die Welt gekommen ist!”
Hachz, mein Mädchen.

Irgendwann kommt dann auch mein Mann nach Hause und greift mir unter die Arme.
Dann kehrt endlich Ruhe ein.
Das Essen köchelt auf dem Herd, die Mädels putzen glücklich ihre Stiefel und ich versuche, dieses taube Gefühl aus meinem Körper entfliehen zu lassen.
Ich bin fertig für heute.

Wir essen (“Aus der Suppe mag ich aber nur die Linsen und nicht das Gemüse!!”), räumen ab und bringen die Kinder ins Bett.
Ich erspare euch Details, aber dieses ins-Bett-bringen ist bei uns immer hochdramatisch.
Einer weint hinterher immer.
Ab und zu ich.

Wir hören oben noch leises giggeln und machen uns an unsere To-do-Liste.
Das Geschenk für eine Wunschbaumaktion verpacken, die Nikolausgeschenke vorbereiten und einen Brief von unserem Hauswichtel aufsetzen.
Der liefert sich nämlich eine wilde Schneeflocken-Pool-Party mit dem Rentier des Nikolauses und wir haben hinterher überall Rentiertapser.

Anschliessend legen wir noch einen Korb Wäsche zusammen, während nebenbei eine Folge “Modern Family” läuft.
Nach der Folge ist es 22:30 Uhr und wir beschliessen einstimmig, die Schnauze voll zu haben und gehen ins Bett. 🙂
Entspannter Feierabend sieht anders aus.

Aber dafür freuen wir uns auf die Gesichter der Mädchen morgen früh. <3

War der Nikolaus auch bei euch?
Erzählt mal. 😉

Ich freue mich übrigens auch sehr über euren Besuch bei Insta oder Facebook. <3
Kommt gerne jederzeit rübergehüpft! 🙂

Alle “WMDEDGT”- Tagebücher findet ihr wie jeden Monat hier bei Frau Brüllen.

S.ally

View Comments

  • Oh Gott, ist das süß, Rentiertappsen! ?

    Geht es Deinem Rücken wieder besser?
    Gegen den Dezemberstreß habe ich leider keinen Rat in petto (außer, die komplette Familie abzugeben und einfach für 3 Wochen in Urlaub zu fahren), aber ein Buch. "Mami braucht 'nen Drink" von Gill Sims behandelt unter anderem die Super-Mamis. Es hat ein wenig was "Bad Moms". Für den Fall, das Du zumindest mal für 2 Minuten Ruhe für Dich haben solltest.

    Hab trotz allem ein schönes Wochenende!

    Liebe Grüße

    Franziska

    • Das Buch habe ich mir bestellt.. ich werde berichten. Danke für den Tipp... der Klappentext hört sich super lustig an. :)

      Liebe Grüße <3

      • Schön, das dir mein Tip so zugesagt hat. Viel Freude mit dem Buch!

        Liebe Grüße

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S.ally

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