8 + 0 und “Duama Baby, Duama”

8 + 0 und “Duama Baby, Duama”

9. Woche.
3. Monat.
Und ich bin völlig ko.

Aber der Reihe nach und ohne Hektik:
Ich war am Mittwoch beim Doc und es ist alles in Ordnung mit unserem kleinen Gummibärchen.
(-Kurze Pause, weil Tiffy weint und ich ins Schlafzimmer hechten muss, damit sie nicht so “richtigrichtig” wach wird. )
Im Vorgespräch zum Ultraschall hat mein Arzt mir erklärt, dass er bei unserem letzten Termin nicht so “ganz” zufrieden mit der Schnelligkeit des Herzschlags war und mich deshalb früher zum Ultraschall einbestellt hat, als er gehört hat, dass da Blut war.

In dem Moment, als er diesen Satz ausgesprochen hatte, wurde ich innerlich ganz ruhig.
So wie die Windstille kurz vor dem Orkan.
Meine Atmung verlangsamte sich, ich habe alles andere ausgeblendet (sogar für eine Millisekunde mein Kind, dass gerade das Sprechzimmer auseinandergelegt hat) und nur dieser eine Satz formte sich in meinem Kopf:
Das wars.

Ich nickte, sagte: “Ok, ich verstehe.” und folgte ihm ins Untersuchungszimmer.
Übermässig gefasst habe ich dann den Untersuchungsstuhl bestiegen und mich meinem Schicksal stumm ergeben.
(Tiffy machte sich zwischenzeitlich am Sichtschutz zwischen Stuhl und “Umkleide” zu schaffen und testete es unter lauten “Aaaaaahs” auf Standfestigkeit. Und nein. Es ist nicht Standfest.)
Die Worte “Also gewachsen ist es schonmal!” erweckten mich aus meiner Dornröschen-Schockstarre.
Ich guckte.
Tatsächlich.
Viel Größer als beim letzten Mal.
“Und….jaaaa… jetzt geht das Herz auch viel schneller!”
– Sprachs und schaltete auf “laut” und ich durfte dem magischen und seltsam vertrautem Herzschlag aus einer anderen Welt lauschen; der Welt meines ungeborenem Kindes.
Bumbum-bumbum-bumbum-bumbum… Eines der schönsten Geräusche, die es auf dieser Welt gibt. <3
Ich bekam noch schnell ein Foto mit dem Herzausschlägen mit den Worten:
“Ein vorzeitiges Nikolausgeschenk” und durfte dann völlig im Wechselbad der Gefühle vom Stuhl steigen.
Er erklärte mir hinterher, dass die Verzögerung beim letzten Ultraschall wohl auf die Terminunklarheit zurückzuführen war und das jetzt alles zeitgerecht entwickelt wäre.
Ich habe ihn glaube ich 10 Mal gefragt, ob er sich denn jetzt SICHER wäre, dass alles in Ordnung ist und ich mir weder ins Höschen machen noch mir in irgendeiner Art und Weise Sorgen machen muss.
Er musste es mir schwören; erst dann war ich zufrieden.
Tiffy war zwischenzeitlich in der Spalte zwischen Fensterbank und Rollos verschwunden und freute sich ihres Lebens, dass Mama sie nicht davon abhielt, alles, was ihr in die Quere kam, auseinanderzulegen.
Ich balancierte auf der Fensterbank zwischen PCS, Büchern und Kabeln, um mein grinsendes Kind aus der hinterletzten Ecke hervorzuziehen – mit einem Plastikteil fest umklammert, dass sie vermutlich aus einem Computer ausgebaut hatte um damit die Weltherrschaft an sich zu reissen.
Ich fluchte innerlich und der arme Doc stand grinsend daneben. (Vielleicht war es auch einfach nur die Freude darüber, dass unser Termin jetzt endlich zu Ende war.)
Ehe er sich versah, hatte er Tiffy samt abmontierten Teil auf dem Arm und sagte: “Uffff.”
Das Plastikteil verschenkte er dann mit den Worten: “Ich brauche das nicht!” großzügig an Tiffy, die es daraufhin wegschmiss und nie wieder beachtete.
(Es wundert mich eigentlich, dass die Praxis bis heute nicht angerufen hat, um meine Haftpflichtversicherung zu bemühen, weil das komplette Netzwerk zusammengebrochen/alle Patientendaten gelöscht/der Selbstzerstörungsmechanismus aller PC’s der Praxis in Kraft gesetzt wurde.)
Wahrscheinlich haben sie den Zusammenhang zu dem Plastikteil einfach nicht erkannt.

Oder aber die ganze Praxis ist komplett umgezogen, hat sich eine neue Nummer zugelegt und ich werde sie nienienie wieder finden.
Ich werde nächste Woche in die Stadt fahren und in dem Gebäude, in dem sich die Praxis befindet, werde ich nichts, aber auch rein gar nichts vorfinden, was darauf hinweist, dass ebendiese sich einmal hier befunden hat.
Ich werde Leute fragen und sie werden mir antworten: “Eine Arztpraxis? Junge Frau, die gibt es schon seit 100 Jahren nicht mehr!” – und ich werde an mir herunterschauen und die Welt nicht mehr verstehen.
So wird es kommen, ich wette es.

Nach dem Besuch in der Praxis bin ich noch schnell mit Tiffy nach Hause gehechtet, habe noch ein paar Sachen ins Auto geschmissen, sie essenstechnisch versorgt und mich dann auf den Weg zu unserer Familienfeier gemacht.
Alle waren total hin und weg von Tiffy und Tiffy von ihnen und der riiiiiiiiiiesen Portion Aufmerksamkeit und so kam es, dass ich mich das ERSTE MAL seit 14 Monaten entspannt zurücklehnen, in Ruhe essen und trinken und mehr als 2 Worte mit meinen Gegenübern wechseln konnte.
Tiffy flitze durch die Flure, kommandierte ihren Onkel und ihren Großcousin zum “Fahrstuhlknopfdrückhochheber”, stieg Treppen mit ihnen rauf und runter und zwischendurch steckte sie Mal eine Minute ihren hochroten Kopf in den Raum, in dem wir saßen.
Sie genoß den Rummel, ich die Ruhe.
Es war wirklich sehr schön.

Mein kleines Geheimnis ist nach wie vor gut behütet und ich bin stolz darauf, dass ich offensichtlich so eine weltklasse Schauspielerin bin und alle Fallen, die sich einer “Geheimschwangeren” so bieten (Sektchen hier, Mettbrötchen da, Weinchen hier….), total abgebrüht umschifft habe.
Nicht mal mehr 3 Wochen bis Weihnachten.
Dann bist Du kein Geheimnis mehr, kleines Gummibärchen.
Die Zeit bis dahin geniessen wir jetzt mit einem Lächeln auf den Lippen.
Und bitte mit ein bisschen weniger Drama.

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